Die Frau hinter IRMGARD


IRMGARD hat ein Vorbild im echten Leben: Irmgard Schwiderski war Lehrerin und Rektorin einer Grundschule und hat langjährige Erfahrungen im Vermitteln der Lese- und Schreibkompetenz. Diese nutzt sie nun in ihrer Arbeit im Hamburger Lerncafé Karolinenviertel, um dort Deutschen wie auch geflüchteten Menschen Lesen und Schreiben zu vermitteln. Sie entwickelt für die Lernenden individuelle Aufgaben, die sich auf die persönlichen Ausgangslagen einstellen. Die Idee für eine App zur Alphabetisierung von Jugendlichen und Erwachsenen hatten Irmgard Schwiderski und Stefanie Trzecinski gemeinsam.

Drei Fragen an Irmgard Schwiderski

01 - Eine App für Jugendliche und Erwachsene ohne oder mit geringer Lese- und Schreibkompetenz – warum?
Bei meiner Arbeit mit den Lernenden habe ich festgestellt, dass sie ein-, höchstens zweimal die Woche ins Lerncafé kommen und sich mit dem Lesen und Schreiben auseinandersetzen. Den Rest der Woche über tun sie das nicht, da sie keine Hausaufgaben auf bekommen. Das ist einfach zu wenig. Sie vergessen das Erlernte wieder, so dass sie beim nächsten Mal wieder von vorne anfangen müssen. Je älter wir werden, desto wichtiger ist die ständige Wiederholung.

Eine App wäre da sehr hilfreich, weil sie auch für kurze Zeitfenster genutzt werden kann - auch wenn es täglich nur fünf Minuten sind.

02 - Warum gibt es noch keine App für Menschen mit geringer Literalität?
Zum einen  ist die Finanzierung solch einer App nicht einfach – das haben auch Stefanie Trzecinski und ich bei unserer Suche nach Spendern und Sponsoren für IRMGARD, die noch immer im Gange ist, gemerkt. Zum anderen gibt es noch immer viele Vorurteile gegenüber diesen Menschen – „selbst schuld“, „faul“ oder „zu doof“ sind weit verbreitete Meinungen.

Dass es für Analphabetismus viele unterschiedliche Ursachen gibt wie Krankheit, eine Beeinträchtigung oder Behinderung wird nicht in Betracht gezogen. Umso schöner ist es, dass wir Dank der Unterstützung durch die Veolia Stiftung, Königsdruck GmbH, dem Lions Distrikt Rheinland-Nord, die Deutsche Telekom, der ProCent Initiative der Mitarbeiter der Daimler AG, der Bayer Healthcare Foundation und insbesondere durch die Randstadt Stiftung es geschafft haben, die Finanzierung von Level 1 bis 9 zu sichern. Die kostenfreie Verfügbarkeit von IRMGARD - das ist uns wichtig!

03 - Was wünschen Sie sich für den Umgang mit Menschen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz?
Offenheit, weniger Vorurteile und ein Entgegenkommen durch die Gesellschaft. Was meine ich damit konkret? Niemand sollte sich schämen müssen, weil er*sie während seiner*ihrer Kindheit und Jugend nicht Lesen und Schreiben gelernt hat.